Brief von Egon Schiele an Carl Reininghaus
April 1911
(Tulln 1890–1918 Wien)
(Graz 1857–1929 Wien)
Transkription:
Lieber Freund ich habe nachgedacht darüber
wann Du mir gesagt hättest
Du wollest die alten Zeichnungen
mit neuen tauschen. – Ich erinnere
mich nicht. – Nun, weil
ich jetzt keine Zeichnungen
bei mir habe und Du nicht
kommst um eventuell auszu-
suchen, so werde ich in nächster
Zeit Dir ein neues großes
Bild schicken. Es ist 150 cm
groß. Paßt freilich nicht neben
den Herbstbaum den Du hast.
Ich glaube daß mehr malerische
Werte darinnen sind.
‚Vision und Schicksal‘.
Bist Du einverstanden. Natürlich
wäre es mir lieb wenn
Du kommen würdest und Dir
selbst aussuchen würdest, was Dir
paßt, von den neuen Bildern
aus mir; von den
Selbstsehern und
werdenden Selbstsehern.
Am Sonntag bin ich bis
1h im Atelier.
Montag nachmittag 2–5.
die übrigen Wochentage
täglich so lang das liebe Licht
ist. – Bist Du einverstanden
mit Deinen [!] Freund
Egon Schiele
XII. Grünbergstraße 31.
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Privatsammlung Leopold, Wien; (1)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (2023)
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