Wien
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Brief von Egon Schiele an Carl Reininghaus
Frühjahr 1911
(Tulln 1890–1918 Wien)
(Graz 1857–1929 Wien)
Transkription:
Lieber Karl Reininghaus ich habe heute
von sicherer Seite betrübende Worten [!]
von Aussprüchen oder Briefen über
mich, die dir [Erwin] Osen erteilte gehört.
Es ist bedauerlich! – Obwohl ich Dir
öfters schon schrieb und dich bei mir
sehen wollte, wie vor einem Jahr
soll ich keine entsprechende Antwort
erhalten. Ich weiß daß ich Feinde
über Feinde habe, von denen der
eine ausspricht, der andere tut,
auch wußte ich daß mir Osen
seit je feindlich in künstlerischer
Art gestimmt war. – Doch war es
mir unmöglich zu glauben daß
derjenige arme Mensch O. [Osen] den
ich in meinen schlechten Vorjahren
beinahe erhalten zumindest
förderte und seit Jänner 1910
seine Möglichkeit überhaupt
ermöglichte, ihn wie ich nur imstande
war unterstützte, und ihn des
Sommers über bei mir hatte
u.s.w. erlauben würde,
gefühllos wieder überall mich zu
erniedrigen suchte und sucht.
Das ist es was ich Dir erzählen
will. – Nun besuche mich
der ich wahr bin, unverlangend
nach Geld und vielen gutgetan
habe. – Doch ich verzichte auf jeden
Dank speziell O. und finde es
nieder ganz nieder seine Persönlichkeit,
seinen Charakter und seine giftigen
Lügen. – Ich will Dich sehen
bei mir nicht weil ich willenlustig
bin.
Beste Grüße
Egon Schiele
XII. Grünbergstr.[aße] 31.
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Privatsammlung Leopold, Wien; (1)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (2023)
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