Wien
Wien
Briefkarte von Egon Schiele an Richard Lányi
01.03.1917
(Tulln 1890–1918 Wien)
(Wien 1884–1942 Auschwitz)
Transkription:
Lieber Herr Lanyi – ich habe nicht die Absicht
mit Ihnen auf feindlichem Wege zu verkehren. –
Sie werden vielleicht was Unrichtiges vermuten, wenn
ich Ihnen mitteilte, daß ich das Blatt für „mich“ behalten
will. –
Sie müssen aber bedenken, – daß meine Zeichnungen
lediglich keinen anderen Zweck haben, als Vorbereitun-
gen für zu malende Bilder sind, – daß sie nur für
mich bestimmt sind und für mich von ungeheurem Wert
sind, – weil ich die „nächste“ Vorstellung für ein Werk
vor mir habe. – Leider wurden mir nur zu oft meine
für mich wertvollsten Blätter weggenommen und
so kam es, daß schon viele große Bilder in ihrem ersten
Keim stecken blieben und man schließlich getäuscht ward
und glaubt, – daß meine Blätter schon Bilder sind.
– Weil ich Ihnen aber, das Blatt schon versprochen habe
– so sehe ich ein daß ich unrecht habe, weil ich voreilig
war, – Sie können das Blatt haben, in der Voraus-
setzung, es nicht weiter zu verkaufen und mir das
Blatt zu Ausstellungen und wenn ich das Bild male
zu leihen. – Trachten Sie, daß dieses Blatt und das
Kind farbig wird, – allseits wird mir gesagt, daß
die Reproduktion wertlos ist, wenn man die Farben
nicht sieht. –
[Adressblock:]
Herrn Buchhändler
Richard Lányi
Wien I.
Kärntnerstraße 44.
Abs.[ender]: Egon Schiele, Wien XIII, Hietzinger-Hauptstr.[aße] 101.
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Auktion: 19.-26.01.1988, Dorotheum Wien, Auktion Nr. 1554, Los Nr 1485; (1)
Dr. Rudolf Leopold, Wien (1988-2010);
Privatsammlung Leopold, Wien (2010-2023); (2)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (2023)
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