Wien
Wien
Brief von Egon Schiele an Broncia Koller-Pinell
20.09.1918
(Tulln 1890–1918 Wien)
(Sanok 1863–1934 Oberwaltersdorf)
Transkription:
Sehr geehrte gnädige Frau, – so lieb mir
mein neues Atelier ist und so gut es
sich auch heizen läßt, wie ich bemerkte,
tritt ein großes Übel auf vor dem
ich Respekt habe, – die Feuchtigkeit.
Der Hausherr, ein großer Geizhals
will unter normalen Bedingungen
kaum etwas anrühren und mir fällt
es nicht ein mich in weitere Kosten zu
verarmen. – Trotzdem mir [!] das [Gustav] Klimthaus
in der Feldmühlgasse an vieles erinnert,
habe ich doch daran gedacht, und wurde
mir von vielen Seiten nahegelegt, dieses
Atelier, falls nichts anderes Besseres
damit geschehen soll, bevor ein ekliger
Spießer das Haus mietet, dieses
zu mieten. – Wie weit dies möglich
ist und an wen ich mich da wenden
soll, weiß ich nicht, – jedenfalls
würde ich diese Stätte in Ehren halten
und niemals, auch wenn ich nicht in
Wien bliebe, aufgeben.
Ich habe daher gnädige Frau an Sie
die große Bitte mir in dieser Sache
behilflich zu sein und eventuell bei
den jetzigen Verfügern, die Sie gnädige
Frau ja kennen, anzufragen.
Tabak liegt bei mir 1 kg.
Wann soll ich nach O. W. [Oberwaltersdorf] kommen?
Bin einige Tage in Klagenfurt.
Mit ergebenstem Handkuß und
besten Grüßen in Ober-Waltersdorf
EGON
SCHIELE
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Dr. Rudolf Leopold, Wien (vor 1972-2010); (1)
Privatsammlung Leopold, Wien (2010-2023); (2)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (2023)
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