Die in der Steiermark geborene Künstlerin Gudrun Baudisch-Wittke (1907–1982) war von 1921 bis 1925 Schülerin an der Kunstgewerbeschule Graz, wo sie die Fachklassen Bildhauerei und Keramik besuchte, ehe sie von 1926 bis 1930 als Designerin der Wiener Werkstätte arbeitete, für die sie über 160 Objekte entwarf. Baudisch wollte die raue und poröse Oberfläche des Tons erkennbar lassen, selbst ihre Fingerabdrücke sind auf einigen Objekten zu sehen. Dadurch erreicht sie in ihren Arbeiten eine Lebendigkeit und Einzigartigkeit, die sich von der jahrhundertelangen Tradition des makellos gearbeiteten Porzellans unterscheidet. Ihre Köpfe sind ein Spiegel ihrer selbst, einer modernen, selbstbewussten und selbstbestimmten Frau. Die Asymmetrie ihres Frauenkopfes von 1927 wird durch die Blume und das schräg ins Gesicht fallende Haar erreicht, wodurch dem Kopf auch die Strenge und Sterilität genommen wird. Es ging ihr nicht um das Sichtbarmachen des kostbaren Materials, sondern um den Wert der künstlerischen Arbeit. Wie ihre Kollegin Vally Wieselthier (1895–1945) schaffte es auch Baudisch, international erfolgreich zu sein.