Das Tränenkrüglein (Modell), um 1888

Arthur Strasser (1854–1927) zählt zu den bekanntesten Bildhauern der Jahrhundertwende in Wien. Er studierte an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Carl Kundmann (1838–1919), Vincenz Pilz (1816–1896) und Viktor Tilgner (1844–1896). Mit einem Stipendium konnte er sich in Paris (1881–1883) und in Italien fortbilden. Der höchst erfolgreiche Bildhauer war Gründungsmitglied der Wiener Secession und lehrte ab 1899 an der Fachschule für Bildhauerei an der Wiener Kunstgewerbeschule. Strasser ist heute vor allem durch die Monumentalplastik des Marc Anton mit Löwengespann von 1900 bekannt. Für die Kleinbronze des Tränenkrügleins ließ sich Strasser von einem Kunstmärchen des deutschen Autors Ludwig Bechstein inspirieren. Der Geist eines Mädchens erscheint seiner Mutter und schleppt ein randvolles „Tränenkrüglein“ mit, in dem die Tränen der Trauernden gesammelt werden. Das Kind versichert seiner Mutter, dass es glücklich sei, und bittet sie, keine Tränen mehr zu vergießen – sonst drohe ihm, keine Ruhe im Grab und keine Seligkeit im Himmel zu haben.

Text Leopold Museum