Wien
Wien
Brief von Robert Lederer an Egon Schiele
04.04.1917
(Tulln 1890–1918 Wien)
Transkription:
Wien, 4.IV.1917.
Geehrter Herr Schiele!
Im „Bildenden Künstler“ sah ich zum ersten Mal
Zeichnungen von Ihnen und ich kann wahrheits-
getreu berichten, ich empfand die lebhafteste
Bewunderung beim ersten Anblick. Die tiefe Auf-
fassung, die dekorative Wirkung …, doch ich
hoffe Sie werden mir Gelegenheit geben, Ih-
nen das mündlich zu sagen. Wie es nun
einmal so geht, stieß ich damals täglich
auf Zeichnungen von Ihnen: in den „graph.
Künsten“ in der „Aktion“ und vor allem bei
Lanyi bei dem ich zum ersten Mal Originale
sah. Lanyi verdanke ich auch die Kennt-
niss [!] Ihrer Adresse. Ich wünsche nichts sehn-
licher als den Künstler kennen zu lernen,
dessen Werke auf mich so tiefen Eindruck
gemacht haben und bei ihm noch mehr
seiner Werke [durchgestrichen: kennen zu lernen] zu sehen.
Leider nur zu sehen, denn, da sich
meine Einkünfte auf das Taschengeld be-
schränken, welches mir meine Eltern aus-
setzen ist meine Kaufkraft gering.
So wende ich mich denn mit der Bitte
an Sie, mir zu gestatten Sie in Ihrem
Atelier aufzusuchen und mir Tag
und Stunde bekannt zu geben.
Noch eine Bitte: ich habe jetzt eine
Woche Schulferien und bin in der
übrigen Zeit ziemlich beschäftigt. Wenn
möglich, bitte ich, daß [!] zu berück-
sichtigen.
Ihr sehr ergebener
Robert
Lederer
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Privatsammlung Leopold, Wien; (1)
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