Engel, um 1903

In diesem schmalen Hochformat verdeckt rechts eine graue Fläche die dunkle Engelsfigur mit ausgebreitetem Flügel. Die Formen sind stark abstrahiert. Im unteren abgegrenzten Feld erscheinen zwei stilisierte Köpfe. Ein grünes Frauenantlitz schmiegt sich zärtlich an ein rotes Gesicht im Profil. Links daneben tauchen aneinandergereihte Wesen in der Natur auf. Erich Mallina (1873–1954) schuf diese rätselhafte Komposition 1903. In diesem Jahr wurde der aus Prerau, Teschechien, stammende Künstler Lehrer an der Wiener Kunstgewerbeschule und heiratete Rosa Zahradnik, die Tochter eines Bildhauers. 1906 zum Professor ernannt, führte er seine Lehrtätigkeit bis zur Pensionierung 1930 fort. Finanziell abgesichert, konnte er sich mit größter künstlerischer Freiheit seiner eigenen Kunst widmen. Symbolistisch überhöht, verweist diese Arbeit sehr früh auf Abstraktion und Surrealismus.

AK, 2021