Die Familie von Broncia Koller-Pinell (1863–1934) besaß in Oberwaltersdorf bei Baden, ca. 35 km von Wien entfernt, eine Textilfabrik, die ab 1904 ein beliebter Treffpunkt von Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Musiker*innen und Philosoph*innen war. Die Villa wurde von Josef Hoffmann (1870–1956) umgebaut und von Koloman Moser (1868–1918) und Koller-Pinell eingerichtet. Nach ihrer Heirat 1896 mit dem Physiker und Mediziner Hugo Koller (1867–1949) begann sie, jüngere Kolleg*innen, darunter Egon Schiele (1890–1918) und Albert Paris-Gütersloh (1887–1973), mäzenatisch zu unterstützen. 1896 kam ihr Sohn Rupert (1861–1927) zur Welt, zwei Jahre später ihre Tochter Silvia, (1898–1966) die ebenfalls Malerin wurde. Rupert, der später als Dirigent arbeitete, heiratete 1920 die erst 16-jährige Tochter von Alma (1879–1964) und Gustav Mahler (1860–1911), Anna Mahler (1904–1988). Im
Selbstporträt von 1910 blickt uns die Künstlerin direkt an, die Körperhaltung ist selbstbewusst. In ihrer Hand hält sie eine rosa Nelke, die schon in der Renaissance ein Symbol für Hingabe und Liebe war. Der Hintergrund deutet eine Raumecke an, wodurch das Bild an Tiefe gewinnt.
EF, 2021