Die in Borgo di Valsugana im Trentino geborene Erika Giovanna Klien (1900–1957) begann 1919 ein Studium an der Kunstgewerbeschule Wien bei Franz Čižek (1865–1946), einem Reformpädagogen und Begründer des Wiener Kinetismus, einer der wenigen avantgardistischen Kunstströmungen der österreichischen Zwischenkriegszeit. Der Begriff leitet sich vom griechischen
Kinesis – Bewegung – ab. Die Strömung griff Einflüsse des Kubismus, Konstruktivismus und Futurismus auf. Neben der bildenden Kunst flossen auch Einflüsse des Tanzes, der Musik, der Architektur und einem ganzheitlichen Sehen des Gestaltens mit ein. Ab 1928 begann Klien mit Arbeiten an einem kinetischen Marionettentheater. Ihre Arbeit
Kopf einer Tänzerin von 1923 zeigt rhythmische Bewegungsabfolgen. Gleichzeitig zerlegt sie das Motiv des Kopfes und vervielfältigte ihn in reduzierter Form und Farbe wieder. Von 1929 bis 1957 lebte sie bis zu ihrem Tod in New York, wo sie auch unterrichtete und theoretische Schriften zur Kunsterziehung herausbrachte. Ab 1924, im Alter von 61 Jahren, nahm Broncia Koller-Pinell (1863–1934) Unterricht bei der 24-jährigen Klien.
EF, 2021