„Bergmutter“, um 1930

Monumental, allgemeingültig und jeglicher Individualität enthoben setzt Alfons Walde (1891–1958) seine Bergmutter bildfüllend in Szene. Mehr Archetyp als Person entspricht das Motiv Waldes idealisierten Menschendarstellungen. Alle Formen – menschliche Körper wie die verschneite Winterlandschaft gleichermaßen – sind stark vereinfacht, großflächig und plastisch ausformuliert. Frontal der kraftvollen Frauengestalt mit Kind am Arm gegenüberstehend, lässt uns Walde über die direkt an der Bergkante positionierte Darstellung von Mutter mit Kind hinweg in die Tiefe einer Talsohle blicken. Sein Bildaufbau sieht von der klassischen Aufteilung in Vorder-, Mittel- und Hintergrund ab. Von einem beinahe im Tiefschnee versinkenden Haus am Talboden bis zu den Schultern der beiden Figuren reicht der verschneite Hang, der sich vom alpin leuchtenden Himmel absetzt. Mit malerischer Raffinesse, pastosem Farbauftrag, expressivem, kleinteiligem Pinselduktus und delikatem Kolorit formuliert der Künstler das Spiel von Licht und Schatten. Gekonnt lässt Walde das Zinnoberrot des knöchellangen Rockes, das matte Petrol der Schürze und das gedeckte Ockergrün der Oberbekleidung in den Lichtreflexionen der Landschaft wiederkehren.