Im März 1922 malte Herbert Boeckl (1894–1966) in Berlin das
Stillleben mit toter Taube. Der Künstler erinnerte sich später, dass er die Komposition in Schichten und mit großer Vehemenz gemalt hätte. Immer wieder übermalte er die Formen, bis sie schlussendlich völlig deformiert vor ihm standen.
Herbert Boeckl stellte das Bild erstmals fünf Jahre nach seiner Entstehung in der
XCVI. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Wiener Secession aus. Die vom 26. November 1927 bis 8. Jänner 1928 präsentierte Herbstausstellung umfasste 30 Werke des Kärntner Malers und darf als dessen Durchbruch in Österreich angesprochen werden. Boeckl erhielt einen eigenen Saal. Er wählte nicht nur Werke der letzten beiden Jahre aus, sondern nahm mit
Stillleben mit toter Taube auch ein frühes Werk auf. Die zeitgenössische Kritik setzte Herbert Boeckls Malstil in eine Beziehung zur Malerei Oskar Kokoschkas (1886–1980), aber auch zu Gemälden von Lovis Corinth (1858–1925).
Text Leopold Museum