Der Wiener Maler und Grafiker Wilhelm List (1864–1918) studierte in Wien, München und Paris. Er wurde Mitglied der Secession und verantwortlicher Redakteur des Secessionsorgans Ver Sacrum. Sein Hauptgebiet waren Frauenporträts und Landschaften. Aber er ging auch ins Mythologische, wie diese Lithografie zeigt. Sie ist in einem schmalen Längsformat mit schwarzer und dunkelblauer Farbe ausgeführt und wirkt äußerst unheimlich. Denn unheimlich ist auch das Thema: Charon, der Fährmann, transportiert die Toten über den Fluss Styx zum Eingang der Unterwelt. Er steht aufrecht als nackte athletische Männergestalt im Kahn. Mit dem Ruder in der Hand gleitet er über das tiefdunkle Wasser, auf dem schwarze Schwäne schwimmen und sich die Ufervegetation spiegelt. Im Heck kauert der Tod mit der Sense. Dieser Arbeit ist auch ein Noten- und Textausschnitt aus dem dritten Akt von Richard Wagners (1813–1883) Oper Tristan und Isolde beigefügt: „wo ich von je gewesen, wohin auf je ich geh“.