Der Biedermeiermaler Friedrich Gauermann (1807–1862) begann um 1829 Wildtiere, insbesondere Bären, Wölfe und Luchse, in ihren charakteristischen Lebensräumen darzustellen. Die Wiedergabe eines Löwen, der ein Pferd reißt, ist allerdings einzigartig in seinem Schaffen. Die Figur mit der Keule rechts im Bild kann mythologisch als Herkules im Kampf mit dem Löwen gedeutet werden. Durch den k. u. k. Schlossarzt in Schönbrunn, Cajetan Fink, dürfte Gauermann Zugang zum kaiserlichen Tiergarten in Wien bekommen haben, wo er Studien anstellen konnte. Inspirationen erhielt er auch von Stichen mit Tierkampfszenen von Johann Elias Ridinger (1698–1767). In der lavierten Federzeichnung mit starker Betonung von Hell und Dunkel legt sich Gauermann auf keine Details fest. Zusätzlich durch die schwungvoll gesetzten Linien wird Dramatik und Dynamik vermittelt.