Neben den Werken der Mitglieder des Nötscher Kreises sind es vor allem die Arbeiten von Herbert Boeckl (1894–1966), die als bedeutender Bestand im Leopold Museum vertreten sind. Zu ihm unterhielt Arnold Clementschitsch (1887–1970) eine freundschaftliche Beziehung, die in gemalten Porträts des jeweils anderen ihre Wertschätzung fand. Bereits während seiner Studienzeit in Wien entstanden Porträts, die jedoch noch ganz der akademischen Tradition verpflichtet waren. Die vorliegende Grafik zeigt das Kopfbild einer Frau in Dreiviertelansicht. Die Linien und Schraffuren lassen eine dynamische, aber geübte Strichführung erkennen. Vor allem die Augen mit ihren markant geschwungenen Brauen rücken in den Fokus der künstlerischen Inszenierung. Wenngleich die Zeichnung als autonomes Werk verstanden werden darf, ist sie vermutlich im Zusammenhang mit einem gemalten Porträt zu sehen. Doch wer die Dargestellte ist, bleibt vorerst unbeantwortet, denn die Frauenporträts im Œuvre des Künstlers sind zahlreich.