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ONLINESAMMLUNG

Aufzeichnung aus Bregenz, 18.08.1912

Leopold Museum,
Wien
Bleistift, Öl auf Papier
20,3×15,2 cm

Künstler*innen

  • Egon Schiele

    (Tulln 1890–1918 Wien)

Leider derzeit nicht ausgestellt

Transkription:

Am 18. August 1912

Man muß die Welt noch mit
den naiven reinen Augen
gesehen und erlebt haben um
zu einer großen Weltanschauung
gelangt zu sein; – das ist Kult der
lebt. – Der gute Ton ist ein
Buch das nett für Herangezoge-
ne zu lesen ist, sich aber völlig
unbrauchbar in der Welt
erweißt; es gibt eben solche die
durch Bücher leben sollen und
solche die durch sich selbst existieren;
welche sind die Besseren? – das
ist klar. – Wenige sehen die
Sonne und alle anderen müssen
Romane und Novellen gelesen
haben um endlich erkannt zu
haben daß es ein Licht gibt.
||
Nebenbei sind verhältnismäßig
weite Altersunterschiede um
die wirkliche Wahrheit zu wissen.
Die “Vielen”, sind die, welche
voneinander abhängig sind, -
die Leute. – Die “Wenigen”,
sind die unmittelbaren Führer
der Welt, weil sie nur Neues
bringen deshalb sind sie abstoßend;
das versteht sich von selbst. Dan-
nach sind “Kämpfende” – Führer.
– Der Intellekt spielt eine der
größten Rollen: “Wer
würde ein Wesen welches zu
ihm nicht nur körperlich kleiner
und geistig kleiner sondern auch
seelenlos ist wahrnehmen”?
im hellen Sonnenschein, ja gar
“begrüßen”? –
||
Nicht nur: daß es taktlos ist einen
Menschen mit freier Seele zu
verantworten und ihm
“moralische” Vorwürfe zu
machen ergibt sich aus der
obigen Einleitung als mathema-
tische Summe. – Man kämpft
gegen das Geld und die Philister;
“der Große will den Kleineren
auch größer sehen” während
„der Kleine immer und immer
den nächsten Kleinen über-
schattet sehen will. – Das
ist Mangel an Wille und
Sonstigem. –
Sie war klein und vergrößerte
||
sich durch mich zusehens; was
ihre Entstehung hindern
will ist besessen von
schlimmen Absichten.
– Beneidet die, welche in Allem in
der Welt Schönes sehen. –
Egon Schiele.

Objektdaten

Künstler*in​/Autor*in
  • Egon Schiele
Titel
Aufzeichnung aus Bregenz
Datierung
18.08.1912
Kategorie
Autograf
Material​/Technik
Bleistift, Öl auf Papier
Maße
20,3×15,2 cm
Nennung
Leopold Museum, Wien, Inv. 4498
Inventar­zugang
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literatur­auswahl
  • Der Lyriker Egon Schiele. Briefe und Gedichte 1910–1912 aus der Sammlung Leopold, hrsg. von Rudolf Leopold/Elisabeth Leopold, München 2008.
Werk­verzeichnis
  • ESDA ID 142
  • Nebehay 1979: Nicht gelistet/Not listed
Schlag­wörter
Egon Schiele
Datenbank der Autografen

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Provenienz

Provenienzforschung
im Leopold Museum i
Dr. Rudolf Leopold, Wien (o.D.);
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (seit 1994).

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