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ONLINESAMMLUNG

Maschingeschriebener Brief von Egon Schiele an Anton Peschka, mit Signatur in Rot, 08.08.1916

Leopold Museum,
Wien
Schreibmaschine, roter Farbstift auf Papier
33,8×20,8 cm

Künstler*innen

  • Egon Schiele

    (Tulln 1890–1918 Wien)

  • Anton Peschka

    (Wien 1885–1940 Wien)

Leider derzeit nicht ausgestellt

Transkription:

Mühling, am 8. August 1916.

Lieber Anton Peschka! – Du sandtest für mich ein altes Buch
Edith wollte es holen. – Gerti zeigte einige von Dir gesandte
Bücher u.dgl. [und dergleichen] – darunter auch das für mich bestimmte Buch. –
Anstatt dass Gerti das Buch gab verräumte sie alles. –
Mehr weiss ich nicht.
Ein andermal kam Edith, – Gerti zeigte den Rücken, – mehr
weiss ich nicht.
Auch ich kam öfters mit Edith, – doch Gerti war im Nebenzi-
mer ohne zu uns zu kommen, – mehr weiss ich nicht.
Gerti sprach böse hinter mir und Edith, – warum weiss ich
nicht.
Unter den zivilisierten Völkern sagt man dass solche Leute
nicht erzogen sind und daher kein Taktgefühl kennen; – demnach
scheint es so.
Wenn man aber hinter jemanden schlecht spricht, so steht
man im Fortschritt dort, wo meine Grossmutter ist.
Gerti ist unreif, mehr will ich nicht sagen.
Wenn sie zur Einsicht kommen wird, wird sie fortschreiten, –
sie soll einsehen wie sie irrt, – sie soll sich bei Edith
entschuldigen, – dies kann man auch ohne dass man sich er-
niedrigt, – sie ginge sonst an ihrem Hochmut zugrunde. –
Geschieht dies nicht, so wird uns Gerti nicht abgehen.

Gegen Dich habe ich nach wie vor nichts, ausser, dass Du mich
in Wien nicht besuchtest als Du den ersten Urlaub hattest.
Wenn Du Dich rechtfertigen kannst, so wollen wir Freunde
sein wie einstens; findest Du es aber für belanglos so würde
ich es für nicht notwendig halten weitere Annäherungsversuche
anzustreben um in einiger Zeit wieder in Auseinandersetzun-
gen zu verfallen. – In der Hoffnung auf ein Entweder – Oder!

Beste Grüsse!

EGON
SCHIELE
1916

[Kuvert:]
Herrn
Fähnrich i.d.R.
Anton Peschka
I. Reg. 42, Ers.-Komp. [Infanterie Regiment 42, Ersatz-Kompanie]
LOBOSITZ i. Böhm. [in Böhmen]
Hotel Germania.

Objektdaten

Künstler*in​/Autor*in
  • Absender: Egon Schiele
  • Empfänger: Anton Peschka
Titel
Maschingeschriebener Brief von Egon Schiele an Anton Peschka, mit Signatur in Rot
Datierung
08.08.1916
Kategorie
Autograf
Material​/Technik
Schreibmaschine, roter Farbstift auf Papier
Maße
33,8×20,8 cm
Signatur
Sign. u. dat. mit rotem Farbstift: EGON SCHIELE 1916
Nennung
Leopold Museum, Wien, Inv. 4504
Inventar­zugang
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literatur­auswahl
  • Christian M. Nebehay: Egon Schiele 1890-1918. Leben, Briefe, Gedichte, Salzburg 1979.
Werk­verzeichnis
  • ESDA ID 148
  • Nebehay 1979: 1084
Schlag­wörter
Egon Schiele
Datenbank der Autografen

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Provenienz

Provenienzforschung
im Leopold Museum i
Dr. Rudolf Leopold, Wien (o.D.);
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (seit 1994).

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