Der 1872 in Wien geborene Josef Urban (1872–1933) erhielt eine profunde Ausbildung bei Carl von Hasenauer (1833–1894) an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Als Architekt und Illustrator wurde er frühes Mitglied des Wiener Künstlerhauses und der präsecessionistischen Künstlervereinigung Siebenerclub. Bereits 1890 gründete er mit Gleichgesinnten den Hagenbund, der am 3. Februar 1900 als eigenständige Künstlervereinigung hervortrat. Bis 1908 gestaltete Josef Urban erfolgreich rund 30 Ausstellungen für den Hagenbund, womit er zu den profiliertesten Ausstellungsarchitekten Wiens gehörte. Dieser um 1901 entworfene Fauteuil steht stellvertretend für Urbans stärker organischen Jugendstil – im Vergleich zu den geometrisierenden Entwürfen von Josef Hoffmann (1870–1956). Die geschwungene Rückenlehne setzt sich als Armlehne fort und geht organisch in die Vorderbeine über. Proportion und Formung der Sitzfläche folgen der menschlichen Anatomie, wodurch das Möbelstück den Forderungen der Lebensreformbewegung entsprach.