Der rotbraun gebeizte Sessel der Gebrüder Thonet besticht durch seine einfache und formvollendete Gestaltung. Fünf parallel geführte Leisten an der gebogenen Rückenlehne dienen sowohl der Verstärkung der Konstruktion als auch der ästhetischen Aufwertung. Die Verbindung von Funktionalität und Formgebung hatten Michael Thonet (1796–1871) und seine Nachfolger bereits erfolgreich seit den 1850er-Jahren eingesetzt. Dieses Konzept schloss ab 1876 den Einsatz von Sperrholzteilen ein. Franz Thonet besuchte als offizieller Berichterstatter der Österreichischen Kommission die Weltausstellung in Philadelphia und lernte vermutlich dort den Einsatz von kreuzweise verleimten Furnieren für Stuhlsitze kennen. Zurück in Wien erprobte er im Sessel Nr. 18 erstmals diesen Materialeinsatz. Anfangs noch verhalten, nahm die Anzahl dieser Sesseltypen ab dem Katalog von 1885/86 deutlich zu. Im Jahr 1914 wiesen bereits 60 % der erzeugten Sessel Holzsitze auf.