Mit leicht in den Nacken geworfenem Kopf und dichter, nach hinten gelegter Haarmähne blickt der Künstler mit fast starrem, visionärem Ausdruck in die Ferne. 1917 schuf Egon Schiele (1890–1918) ein dreidimensionales Selbstbildnis in Ton, welches äußerst unvermittelt und solitär auftritt. Skulpturale Arbeiten sind in seinem Œuvre außer bei diesem Werk nicht vorhanden.
Auch in den Archivalien Schieles findet diese Arbeit keine Erwähnung. Erst am 30. Juni 1924 bat Arthur Roessler (1877–1955), langjähriger Förderer des Künstlers, als Vorstandsmitglied des Österreichischen Werkbundes Schieles Schwester Gertrude Peschka (1894–1981), den bei ihr befindlichen Tonkopf auszufolgen, den der Werkbund spätestens im November erwarb. Ab den 1920er-Jahren, das letzte Mal 1987, wurden Bronzeabgüsse in unterschiedlicher Auflagenhöhe angefertigt (vgl.
Selbstbildnis) und das Tonmodell ging verloren. Vorliegende Arbeit stammt aus der 1980 von der Internationalen Egon Schiele-Gesellschaft, Tulln, in Bologna in Auftrag gegebenen Vervielfältigung.
KJ, 2023