Teller mit Äpfeln, um 1919

Delikat und raffiniert inszenierte Alfons Walde (1891–1958) das scheinbar unspektakuläre Thema Teller mit Äpfeln 1919 in Öl auf Holz. Ab 1918 wieder in Kitzbühel ansässig, entwickelte Walde seinen Stil stetig weiter und bediente sich zusehends eines dynamischeren Pinselduktus und pastoser Farbaufträge. Aus extremer Nahsicht und mit zugespitzt gewählter Perspektive – von oben auf das Motiv blickend – beweist der Maler seine Fähigkeit der plakativen Umsetzung. In leuchtender Farbigkeit diagonal in das dunkle quadratische Bildformat hineingesetzt, hebt die Darstellung des Tellers die beiden in komplementärer Farbigkeit von Rot und Grün ausformulierten Früchte aus dem Bild förmlich heraus. Mit zarter Kontur und in breiten Pinselzügen angedeuteten Schatten changiert die Darstellung zwischen flächiger Vereinfachung und Dreidimensionalität. Stillleben spielten in Waldes Œuvre bereits eine Rolle, als er in den 1910er-Jahren noch im Umfeld der Wiener Avantgarde wirkte.

MH, 2021