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ONLINESAMMLUNG

Stillleben mit Büchern (Schreibtisch des Künstlers), 1914 - 1916

Leopold Museum,
Wien
Leopold Museum,
Wien
Öl auf Leinwand, verso: Öl auf Leinwand
117,5×78 cm

Künstler*innen

  • Egon Schiele

    (Tulln 1890–1918 Wien)

Derzeit ausgestellt im OG3
Die Darstellung seines Schreibtischs stellt als Stillleben eine Besonderheit in Egon Schieles (1890–1918) Œuvre dar. Stilistische Gründe sprechen für eine Entstehung des Werks ab 1914, der in rot gesetzten Datierung zufolge dürfte der Künstler jedoch bis 1916 daran gearbeitet haben. Den Schreibtisch klappt er dermaßen in die Fläche, dass sich die darauf befindlichen Bücher senkrecht übereinandertürmen. Daneben sind mit einem Messingleuchter, einem Tintenfässchen, Stiften und einer Löschwiege weitere Utensilien zu sehen. Bekrönt wird dieses Selbstporträt der anderen Art von zwei geschnitzten Holzpferdchen aus Schieles Volkskunstsammlung – eines davon, Spielzeugpferd, befindet sich heute in der Sammlung des Leopold Museum. Der Vorhang entlang der linken Bildkante, der mit seinem Streifenmuster den Hell-Dunkel-Rhythmus des Schreibtischs aufgreift, begegnet uns als Kleidungsstück von Schieles Frau wieder, so in Edith Schiele in gestreiftem Kleid, sitzend aus dem Jahr 1915.
Der Bildträger dieses Gemäldes ist insofern ungewöhnlich, als dass Schiele dabei auf zwei vernähte Leinwandstücke zurückgreift, von denen der größere Teil bereits für ein Gemälde verwendet worden war. Durch die rückseitige Bemalung blieb das Frühwerk Jünglingshalbakt (Selbstdarstellung) erhalten, das aufgrund der partiellen Verwendung von metallischen Farben gegen Ende 1909 datiert werden kann und zu der sich auch mit Knabenakt mit grauem Hemd (Selbstdarstellung) eine damit in Zusammenhang stehende Zeichnung erhalten hat. Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei dem Leinwandbild um jenes Werk, das Schiele im Rahmen der ersten Ausstellung der von ihm kurz zuvor mitgegründeten Neukunstgruppe im Dezember 1909 im Kunstsalon Pisko in Wien unter dem Titel „Siecher“ präsentiert hatte, wofür zeitgenössische Beschreibungen des Bildes sprechen. Warum er das Frühwerk zugunsten des Schreibtischstillebens verwarf, kann nicht geklärt werden, stellt jedoch innerhalb der künstlerischen Praxis Schieles keine Seltenheit dar.

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Objektdaten

Künstler*in​/Autor*in
  • Egon Schiele
Titel
Stillleben mit Büchern (Schreibtisch des Künstlers)
Alternativer Titel
Rückseite: Jünglingshalbakt (Selbstdarstellung), 1909
Datierung
1914 - 1916
Kunst­strömung
Expressionismus
Kategorie
Gemälde
Material​/Technik
Öl auf Leinwand, verso: Öl auf Leinwand
Maße
117,5×78 cm
Signatur
Sign. u. dat. li. u.: EGON SCHIELE 1916 (1914 entstanden)
Nennung
Leopold Museum, Wien, Inv. 458
Inventar­zugang
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literatur­auswahl
  • Rudolf Leopold: Egon Schiele. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, hrsg. von Elisabeth Leopold, München 2020.
  • Tobias Natter: Egon Schiele, Sämtliche Gemälde 1909-1918, Köln 2017.
  • Wally Neuzil. Ihr Leben mit Egon Schiele, hrsg. von Diethard Leopold/Stephan Pumberger u.a., Wien 2015 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 27.02.2015-01.06.2015).
  • Trotzdem Kunst! Österreich 1914-1918, hrsg. von Elisabeth Leopold/Ivan Ristić u.a., Wien 2014 (Ausst-Kat. Leopold Museum, Wien, 09.05.2014-15.09.2014).
  • Jane Kallir: Egon Schiele - The complete works. Expanded edition including a biography and a catalogue raisonné, New York 1998.
  • Otto Kallir: Egon Schiele. Oeuvre Catalogue of the Paintings, New York 1966.
  • Otto Nirenstein: Egon Schiele. Persönlichkeit und Werk, Berlin 1930.
Werk­verzeichnis
  • J. Kallir 1990/1998: P297
  • Leopold 1972/2020: 253
  • Natter 2017: 182
  • O. Kallir 1966: 218
  • O. Kallir (Nirenstein) 1930: 141
  • Verso: J. Kallir 1990/1998: P173
  • Verso: Leopold 1972/2020: 149
  • Verso: Natter 2017: 37
Schlag­wörter

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Provenienz

Provenienzforschung
im Leopold Museum i

Galerie Würthle, Wien (o.D.);
Dipl. Ing. Kurt Wieser, Wien (vor 1930-1950);
Dr. Rudolf Leopold, Wien (nach 1950-1994); (1)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (1994).

  1. Otto Nirenstein, Egon Schiele. Persönlichkeit und Werk, Berlin 1930, S. 89, Nr. 141; Archiv des Leopold Museums, Dr. Georg Wieser an Dr. Patrizia Spiegelfeld (LMPS) vom 13.02.2002; Michael Wladika, Egon Schiele. Schreibtisch-Stillleben, Dossier vom 30.06.2010, S. 6-8

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