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ONLINESAMMLUNG

Sitzender Männerakt (Selbstdarstellung), 1910

Leopold Museum,
Wien
Öl, Deckfarbe auf Leinwand
152,5×150 cm

Künstler*innen

  • Egon Schiele

    (Tulln 1890–1918 Wien)

Derzeit ausgestellt im OG3
In seinen so radikalen wie obsessiven Selbstinszenierungen bringt Egon Schiele (1890–1918) seinen Körper auf die Leinwand, die bisweilen wie ein Seziertisch anmutet, und dekliniert ihn in Mimik und Gestik bis an die Grenzen des anatomisch Möglichen. Einen frühen Höhepunkt bildet das 1910 entstandene Gemälde Sitzender Männerakt (Selbstdarstellung). Der 20-jährige Künstler zeigt sich nackt, in einer fast schon schmerzenden Leiblichkeit. Nicht die Haut und mit ihr die sinnliche Oberfläche des Körpers wird zur Schau gestellt, sondern Sehnen, Muskeln, Knochen treten hervor und lassen ihn beinahe gehäutet erscheinen. Mit fragmentierten Beinen auf die Leinwand geworfen, findet er dort im dünn aufgetragenen monochromen Weiß des Hintergrundes keinen Halt – mit dem Ausdruck größter Verletzlichkeit schwebt er im ortlosen Bildraum. Weit entfernt von einem naturalistischen Kolorit, kontrastiert der gelbgrüne Leib die signalrot markierten Augen, Brustwarzen, Nabel und Genitalien. Schieles in zahllosen Selbstdarstellungen verfolgte Suche nach dem Ich wird zur Reflexion auf die Quintessenz des Menschseins, in dem Eros und Thanatos die Hauptrollen spielen.

Genauer betrachtet

Das Kunstwerk erklärt vom
Museologischen Direktor Hans-Peter Wipplinger

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Objektdaten

Künstler*in​/Autor*in
  • Egon Schiele
Titel
Sitzender Männerakt (Selbstdarstellung)
Datierung
1910
Kunst­strömung
Expressionismus
Kategorie
Gemälde
Material​/Technik
Öl, Deckfarbe auf Leinwand
Maße
152,5×150 cm
Nennung
Leopold Museum, Wien, Inv. 465
Inventar­zugang
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literatur­auswahl
  • Max Oppenheimer. Expressionist der ersten Stunde, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger, Wien 2023 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 06.10.2023 –25.02.2024).
  • Rudolf Leopold: Egon Schiele. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, hrsg. von Elisabeth Leopold, München 2020.
  • Wien 1900. Aufbruch in die Moderne, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger, Wien 2019 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, ab 15.03.2019).
  • Tobias Natter: Egon Schiele, Sämtliche Gemälde 1909-1918, Köln 2017.
  • nackte männer. von 1800 bis heute, hrsg. von Tobias G. Natter, München 2012 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 19.10.2012-28.01.2013).
  • Egon Schiele. Melancholie und Provokation, hrsg. von Elisabeth/Diethard Leopold, Wien 2011 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 23.09.2011–19.04.2012).
  • Die nackte Wahrheit. Klimt, Schiele, Kokoschka und andere Skandale, hrsg. von Tobias G. Natter/Max Hollein, München 2005 (Ausst.-Kat. Schirn Kunsthalle, Frankfurt, 28.01.2005-24.01.2005; Leopold Museum, Wien, 31.05.2005-22.08.2005).
  • Jane Kallir: Egon Schiele - The complete works. Expanded edition including a biography and a catalogue raisonné, New York 1998.
  • Otto Kallir: Egon Schiele. Oeuvre Catalogue of the Paintings, New York 1966.
  • Otto Nirenstein: Egon Schiele. Persönlichkeit und Werk, Berlin 1930.
Werk­verzeichnis
  • J. Kallir 1990/1998: P172
  • Leopold 1972/2020: 145
  • Natter 2017: 24
  • O. Kallir 1966: 112
  • O. Kallir (Nirenstein) 1930: 59
Schlag­wörter

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Provenienz

Provenienzforschung
im Leopold Museum i

Carl Reininghaus, Wien (1910-1929); (1)
Friedl (Friederike) Aigner, Wien (vor 1934-1954); (2)
Auktion: 16.-18.09.1954, Dorotheum Wien, Los Nr. 94a
Dr. Rudolf Leopold, Wien (1954-1994); (3)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (1994).

  1. Tobias G. Natter, Die Welt von Klimt, Schiele und Kokoschka. Sammler und Mäzene, Köln 2003, S. 169; Christian M. Nebehay, Egon Schiele 1890 – 1918. Leben Briefe Gedichte, Salzburg und Wien 1979, S. 561.
  2. Michael Wladika, Egon Schiele. Sitzender Männerakt (Selbstdarstellung), Dossier vom 20.06.2010, S. 10.
  3. Diethard Leopold, Rudolf Leopold - Kunstsammler, Wien 2003, S. 17 f.

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