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ONLINESAMMLUNG

„Eremiten“, 1912

Leopold Museum,
Wien
Öl auf Leinwand
181×181 cm

Künstler*innen

  • Egon Schiele

    (Tulln 1890–1918 Wien)

Derzeit ausgestellt im OG3
In diesem „Eremiten“ betitelten Gemälde sind zwei annähernd lebensgroß dargestellte Männer in braunschwarz-facettierten Kutten zu einem Gewandkörper verschmolzen. Bei der linken Figur handelt es sich um eine Selbstdarstellung, wohingegen die dahinter stehende Person nicht eindeutig identifiziert werden kann – ist es ein weiteres Selbstporträt des Künstlers, sein Mentor Gustav Klimt (1862–1918) oder doch sein früh verstorbener Vater Adolf? – und so zu vielfältigen Interpretationen des Doppelporträts angeregt hat. Egon Schiele (1890–1918) selbst äußerte sich zu diesem Gemälde in einem Brief an seinen Sammler Carl Reininghaus (1857–1929): „Es ist nicht ein grauer Himmel, sondern eine trauernde Welt in der sich die beiden Körper bewegen, sie sind in der allein aufgewachsen, organisch aus dem Boden gekommen; diese ganze Welt soll samt den Figuren das ‚Hinfällige‘ alles Wesendlichen [!] darstellen; eine einzige verdorrte Rose die ihre weiße Unschuld ausatmet, zum Gegensatz der Kranzblumen an den beiden Köpfen. – Der linke ist der, welcher sich beugt vor so einer ernsten Welt, seine Blumen sollen kalt wirken, unbarmherzig, ausgelöschte Blumen möchte ich sagen oder vergleichen mit gleich lauten Worten eines Schwerkranken der nur mehr stammelt, hohl und heißer [!]; wie die Blumen hier gemalt sind ist mir ganz recht, es könnten wirklich weniger sein; aber so verblaßt wie ich die gemalt habe ist gewollt, sonst würde der poetische Gedanke und die Vision verloren sein, ebenso wie die Unbestimmtheit der Gestalten, die als in sich zusammengeknickt gedacht sind, Körper von Lebensüberdrüssigen, Selbstmörder, aber Körper von Empfindungsmenschen. – Sehe die beiden Gestalten gleich einer dieser Erde ähnlichen Staubwolke die sich aufbauen will und kraftlos zusammenbrechen muß.“

Genauer betrachtet

Das Kunstwerk erklärt von
Restauratorin Sandra Maria Dzialek

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Objektdaten

Künstler*in​/Autor*in
  • Egon Schiele
Titel
„Eremiten“
Datierung
1912
Kunst­strömung
Expressionismus
Kategorie
Gemälde
Material​/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
181×181 cm
Signatur
Sign. u. dat. li. u. (dreimal): EGON SCHIELE 1912
Nennung
Leopold Museum, Wien, Inv. 466
Inventar­zugang
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literatur­auswahl
  • Rudolf Leopold: Egon Schiele. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, hrsg. von Elisabeth Leopold, München 2020.
  • Wien 1900. Aufbruch in die Moderne, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger, Wien 2019 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, ab 15.03.2019).
  • Tobias Natter: Egon Schiele, Sämtliche Gemälde 1909-1918, Köln 2017.
  • Egon Schiele. Melancholie und Provokation, hrsg. von Elisabeth/Diethard Leopold, Wien 2011 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 23.09.2011–19.04.2012).
  • Wien 1900. Sammlung Leopold, hrsg. von Diethard Leopold/Peter Weinhäupl, Wien u.a. 2009.
  • Der Lyriker Egon Schiele. Briefe und Gedichte 1910–1912 aus der Sammlung Leopold, hrsg. von Rudolf Leopold/Elisabeth Leopold, München 2008.
  • Jane Kallir: Egon Schiele - The complete works. Expanded edition including a biography and a catalogue raisonné, New York 1998.
  • Otto Kallir: Egon Schiele. Oeuvre Catalogue of the Paintings, New York 1966.
  • Otto Nirenstein: Egon Schiele. Persönlichkeit und Werk, Berlin 1930.
Werk­verzeichnis
  • J. Kallir 1990/1998: P229
  • Leopold 1972/2020: 203, Taf. 92
  • Natter 2017: 110
  • O. Kallir (Nirenstein) 1930: 106
  • O. Kallir 1966: 159
Schlag­wörter

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Provenienz

Provenienzforschung
im Leopold Museum i

Nachlass Egon Schiele, Wien (1918);
Arthur Stemmer, Wien / London (1918-1953); (1)
Dr. Rudolf Leopold, Wien (1953-1994); (2)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (1994).

  1. Otto Nirenstein, Egon Schiele. Persönlichkeit und Werk, Berlin 1930, Nr. 106; Sonja Niederacher, Egon Schiele. „Die Eremiten“, Dossier vom 30.06.2010, S. 3
  2. Diethard Leopold, Rudolf Leopold - Kunstsammler, Wien 2003, S. 54-57

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