In diesem
„Eremiten“ betitelten Gemälde sind zwei annähernd lebensgroß dargestellte Männer in braunschwarz-facettierten Kutten zu einem Gewandkörper verschmolzen. Bei der linken Figur handelt es sich um eine Selbstdarstellung, wohingegen die dahinter stehende Person nicht eindeutig identifiziert werden kann – ist es ein weiteres Selbstporträt des Künstlers, sein Mentor Gustav Klimt (1862–1918) oder doch sein früh verstorbener Vater Adolf? – und so zu vielfältigen Interpretationen des Doppelporträts angeregt hat. Egon Schiele (1890–1918) selbst äußerte sich zu diesem Gemälde in einem Brief an seinen Sammler Carl Reininghaus (1857–1929): „Es ist nicht ein grauer Himmel, sondern eine trauernde Welt in der sich die beiden Körper bewegen, sie sind in der allein aufgewachsen, organisch aus dem Boden gekommen; diese ganze Welt soll samt den Figuren das ‚Hinfällige‘ alles Wesendlichen [!] darstellen; eine einzige verdorrte Rose die ihre weiße Unschuld ausatmet, zum Gegensatz der Kranzblumen an den beiden Köpfen. – Der linke ist der, welcher sich beugt vor so einer ernsten Welt, seine Blumen sollen kalt wirken, unbarmherzig, ausgelöschte Blumen möchte ich sagen oder vergleichen mit gleich lauten Worten eines Schwerkranken der nur mehr stammelt, hohl und heißer [!]; wie die Blumen hier gemalt sind ist mir ganz recht, es könnten wirklich weniger sein; aber so verblaßt wie ich die gemalt habe ist gewollt, sonst würde der poetische Gedanke und die Vision verloren sein, ebenso wie die Unbestimmtheit der Gestalten, die als in sich zusammengeknickt gedacht sind, Körper von Lebensüberdrüssigen, Selbstmörder, aber Körper von Empfindungsmenschen. – Sehe die beiden Gestalten gleich einer dieser Erde ähnlichen Staubwolke die sich aufbauen will und kraftlos zusammenbrechen muß.“
VG, 2022