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ONLINESAMMLUNG

„Entschwebung“ („Die Blinden“ II), 1915

Leopold Museum,
Wien
Öl, Deckfarbe auf Leinwand
201,2×171,6×3,9 cm

Künstler*innen

  • Egon Schiele

    (Tulln 1890–1918 Wien)

Derzeit ausgestellt im OG3
Das Gemälde „Entschwebung“, dem Egon Schiele (1890–1918) auch den Titel „Die Blinden“ gab, entstand im ersten Halbjahr 1915. Im August des Jahres wurde es in der Galerie von Guido Arnot am Kärntnerring erstmals ausgestellt; wie ein anderes großformatiges Gemälde, „Eremiten“ von 1912, blieb es jedoch bis zu Schieles frühem Tod unverkauft. In einer die Höhe der großformatigen Leinwand durchmessenden zweifachen Selbstdarstellung begegnet uns der Künstler in einer kurzen, mönchsartigen Kutte und führt damit ein Motiv fort, das aus früheren Selbstbildern Schieles vertraut ist. Die beiden Figuren sind vor einen flachen, mit bunten Blumen und Grasbüscheln landschaftlich chiffrierten Hintergrund gesetzt, der erst knapp unterhalb der Bildoberkante einen Horizont anzeigt. Der parzellierte Grund bildet durch teils durchgehende Linien größere Felder aus, die auf formaler Ebene zwischen dessen Kleinteiligkeit und den geschlossenen Körperformen des zweifachen Selbstporträts vermitteln.
Während die untere Figur den Boden mit ihren Füßen noch berührt und den Betrachter*innen mit ostentativ geöffneten Augen zugewandt ist, scheint die obere schwebend den Kontakt zum Irdischen bereits verloren, den Weg auf die andere Seite bereits beschritten zu haben. Die roten Lider spannen sich über die brechenden Augen, eingefallene Gesichtszüge und kraftlos einander berührende Fingerspitzen sprechen von Abschied und Tod. Mit diesem Gemälde ist Schiele – kurz vor seiner Hochzeit mit Edith Harms und dem Eintritt in den Kriegsdienst – eine seiner enigmatischsten und vieldeutigsten Selbstinszenierungen gelungen.

Objektdaten

Künstler*in​/Autor*in
  • Egon Schiele
Titel
„Entschwebung“ („Die Blinden“ II)
Datierung
1915
Kunst­strömung
Expressionismus
Kategorie
Gemälde
Material​/Technik
Öl, Deckfarbe auf Leinwand
Maße
201,2×171,6×3,9 cm
Signatur
Sign. u. dat. li. u.: EGON SCHIELE 1915
Nennung
Leopold Museum, Wien, Inv. 467
Inventar­zugang
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literatur­auswahl
  • Hundertwasser - Schiele. Imagine Tomorrow, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger, Köln 2020 (Leopold Museum, Wien, 21.02.2020-31.08.2020).
  • Rudolf Leopold: Egon Schiele. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, hrsg. von Elisabeth Leopold, München 2020.
  • Tobias Natter: Egon Schiele, Sämtliche Gemälde 1909-1918, Köln 2017.
  • Trotzdem Kunst! Österreich 1914-1918, hrsg. von Elisabeth Leopold/Ivan Ristić u.a., Wien 2014 (Ausst-Kat. Leopold Museum, Wien, 09.05.2014-15.09.2014).
  • Klimt persönlich. Bilder - Briefe - Einblicke, hrsg. von Tobias G. Natter/Franz Smola, Wien 2012 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 24.02.2012–27.08.2012).
  • Egon Schiele. Melancholie und Provokation, hrsg. von Elisabeth/Diethard Leopold, Wien 2011 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 23.09.2011–19.04.2012).
  • Jane Kallir: Egon Schiele - The complete works. Expanded edition including a biography and a catalogue raisonné, New York 1998.
  • Otto Kallir: Egon Schiele. Oeuvre Catalogue of the Paintings, New York 1966.
  • Otto Nirenstein: Egon Schiele. Persönlichkeit und Werk, Berlin 1930.
Werk­verzeichnis
  • J. Kallir 1990/1998: P288
  • Leopold 1972/2020: 265
  • Natter 2017: 179
  • O. Kallir 1966: 206 / XXXVII
  • O. Kallir (Nirenstein) 1930: 149 / XXXIV
Kunstpate*in für restauratorische Maßnahmen
Inge Santner-Cyrus
Schlag­wörter

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Provenienz

Provenienzforschung
im Leopold Museum i

Nachlass Egon Schiele, Wien (1918);
Arthur Stemmer, Wien / London (1918-1954); (1)
Dr. Rudolf Leopold, Wien (1954-1994); (2)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (1994).

  1. Otto Nirenstein, Egon Schiele. Persönlichkeit und Werk, Berlin 1930, S. 94, Nr. 149; Sonja Niederacher, Egon Schiele. „Entschwebung“, Dossier vom 21.12.2009, S. 10
  2. Diethard Leopold, Rudolf Leopold - Kunstsammler, Wien 2003, S. 58f.

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