Wien
Wien
Gedicht/Brief „Mein Lieb“, von Egon Schiele für Margarete Partonek
01.04.1906
(Tulln 1890–1918 Wien)
Transkription:
MEIN LIEB
Und sollt’ ich Dich jetzt noch nicht lieben,
So sieh Dir meine Augen an,
In dessen Innern steht’s geschrieben,
Daß das nicht ist, ein kurzer Wahn.
Und solltest Du mir’s noch nicht glauben,
Daß ich zu lieben Dich begann,
So sieh Dir meine Lippen an – –;
Die werden manchen Kuß Dir rauben.
Und wolltest ihn vielleicht nicht haben,
Gestohlen sollt er doch nicht sein;
Nur Liebende, die gern’ sich haben,
Die küssen sich so ganz allein.
Und kann ich dich jetzt nicht erlangen,
So schick’ ich Dir viel herzlich Grüß;
Und schick Dir auch, auf Lipp und Wangen,
Viel tausend zuckersüße Küß.
Wenn diese Schrift, mit roter Tint’
Erhalten hast, am heut’gen Tag
So denk’, daß zweie es nur sind,
Denen ich einmal was G’schriebnes gab.
S. [Schiele] Egon.
||
Liebstes Fräulein!
Sehr freuen würde es mich, wenn Sie mir
wieder etwas zurückschreiben möchten u.
durch Ihren lieben Bruder schicken würden.
Mit herzl.[ichem] Kuß
E.S [Egon Schiele]
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Margarete Partonek, Neu-Ofen (ab 1906);
Familie Partonek, Salnau (o.D.);
Auktion: 12.02.1959, Dorotheum, Wien, Los Nr. 318; (1)
Auktion: 29.11.2007, Galerie Auktionshaus Hassfurther, Wien, Biedermeier - Klassische Moderne, Los Nr. 24; (2)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (seit 2007)
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