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ONLINESAMMLUNG

„Tote Mutter“ I, 1910

Leopold Museum,
Wien
Öl, Bleistift auf Holz
32,1×25,7 cm

Künstler*innen

  • Egon Schiele

    (Tulln 1890–1918 Wien)

Derzeit ausgestellt im OG3
Dieses kleinformatige Tafelbild gehört zu den wohl enigmatischsten wie gleichwohl ausdrucksstärksten und berührendsten Arbeiten des damals erst 20-jährigen Egon Schiele (1890–1918). Laut Arthur Roessler (1877–1955) am Weihnachtstag des Jahres 1910 innerhalb weniger Stunden gemalt, nannte Schiele diese erste Version der „Toten Mutter“ wenige Monate später eines seiner „besten Bilder“. Ein Kokon aus breiten Pinselstrichen umschließt das ungeborene Kind, dessen in Untersicht gegebener Kopf und die segensgleich gehobene Linke das glühend-helle Zentrum der Komposition bilden. Die Bewegung des umkreisenden Pinselduktus aufgreifend, stehen Kopf und Hand der titelgebenden Mutter dazu in größtem Kontrast: In kühlen, dunkeltonigen Farben gehalten, nimmt sie mit eingefallenen Zügen und brechenden Augen Abschied; die vermeintlich schützende Geste der ausgezehrten Hand schreibt den Eindruck des Sterbens fort. Ob ihr Tod auch das Schicksal des Ungeborenen besiegeln wird oder dadurch seine Fesseln gesprengt werden – beide Interpretationswege sind in dem Gemälde angelegt. Schließlich formuliert Schiele in „Tote Mutter“ I eine einprägsame Engführung von Sexualität und Tod anhand des Mutter-Kind-Themas, das ihn auch in den folgenden Jahren begleiten wird, wie in Mutter und Kind, 1912, „Blinde Mutter“, 1914, oder Mutter mit zwei Kindern II, 1915.

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Objektdaten

Künstler*in​/Autor*in
  • Egon Schiele
Titel
„Tote Mutter“ I
Datierung
1910
Kunst­strömung
Expressionismus
Kategorie
Gemälde
Material​/Technik
Öl, Bleistift auf Holz
Maße
32,1×25,7 cm
Signatur
Mon. u. dat. re. o.: S. 10.
Nennung
Leopold Museum, Wien, Inv. 475
Inventar­zugang
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literatur­auswahl
  • Hundertwasser - Schiele. Imagine Tomorrow, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger, Köln 2020 (Leopold Museum, Wien, 21.02.2020-31.08.2020).
  • Rudolf Leopold: Egon Schiele. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, hrsg. von Elisabeth Leopold, München 2020.
  • Wien 1900. Aufbruch in die Moderne, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger, Wien 2019 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, ab 15.03.2019).
  • Tobias Natter: Egon Schiele, Sämtliche Gemälde 1909-1918, Köln 2017.
  • Egon Schiele. Melancholie und Provokation, hrsg. von Elisabeth/Diethard Leopold, Wien 2011 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 23.09.2011–19.04.2012).
  • Der Lyriker Egon Schiele. Briefe und Gedichte 1910–1912 aus der Sammlung Leopold, hrsg. von Rudolf Leopold/Elisabeth Leopold, München 2008.
  • Jane Kallir: Egon Schiele - The complete works. Expanded edition including a biography and a catalogue raisonné, New York 1998.
  • Otto Kallir: Egon Schiele. Oeuvre Catalogue of the Paintings, New York 1966.
  • Otto Nirenstein: Egon Schiele. Persönlichkeit und Werk, Berlin 1930.
Werk­verzeichnis
  • J. Kallir 1990/1998: P177
  • Leopold 1972/2020: 167, Taf. 64
  • Natter 2017: 45
  • O. Kallir 1966: 115
  • O. Kallir (Nirenstein) 1930: 75
Schlag­wörter

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Provenienz

Provenienzforschung
im Leopold Museum i

Arthur Roessler, Wien (vor 1913-1951);
Dr. Rudolf Leopold, Wien (1951-1994); (1)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (1994).

  1. Sonja Niederacher, Egon Schiele. „Tote Mutter“ I, Dossier vom 30.04.2011, S. 3f.; Diethard Leopold, Rudolf Leopold. Kunsterkenner-Kunstsammler-Museumsgründer. Brennen für die Kunst, Wien 2018, S. 17f.

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