In kleinen, unscheinbaren Motiven entdeckte Marie Egner (1850–1940) stets deren poetischen Gehalt. Vor neutralem hellem Hintergrund und auf weißer Tischdecke zeigt die Künstlerin hier blühende Obstzweige in einer Vase. Die Blüten in den vielfältigsten Rosa- und Weißtönen und in locker gesetzten Pinselstrichen bilden zum zarten Grün des Blattwerks und der Vase einen Komplementärkontrast. Egners Arbeiten sind nicht nur Nachahmung der Natur. Mit den feinsten farblichen Differenzierungen und den zarten Lichtreflexen setzt sie gleichzeitig stimmungsvoll dem Frühling ein Denkmal. Egner zählt heute gemeinsam mit Olga Wisinger-Florian (1844–1926) und Tina Blau-Lang (1845–1916) zum Dreigestirn der österreichischen Stimmungsimpressionistinnen und gründete eine eigene Malschule für Frauen.