Der Verwundete, um 1920

Die männliche Figur fällt. Alle Muskeln des schlanken Körpers sind angespannt. Reflexartig hat der Dargestellte die Arme erhoben, um seinen Kopf zu schützen. Im unversehrten Körper des Verwundeten, dessen Oberflächenmodellierung subtile Lichteffekte wiedergibt, wird im eingefangenen Bewegungsmoment die psychische Verletzlichkeit und Fragilität sichtbar. Die Teilnahme am Ersten Weltkrieg hat die Arbeit des tschechischen Bildhauers Jan Štursa (1880–1925) stark beeinflusst. Als Abgänger der Staatsgewerbeschule in Horice, einer der besten Steinmetzfachschulen der Monarchie, und der Prager Kunstakademie, reiste er 1904 nach München, London und Paris, wo er vom italienischen Bildhauer Medardo Rosso (1858–1928) beeinflusst wurde. Štursa etablierte sich mit symbolistischen Skulpturen. Ab 1907 war er korrespondierendes Mitglied im Hagenbund, wo er 1911 im Rahmen der Kollektivausstellung der Vereinigung bildender Künstler Mánes, Prag ausstellte. In dieser Zeit stand der Kunstschriftsteller Arthur Roessler (1877–1955) in engem Kontakt mit dem Bildhauer. Er vermittelte sogar einen Kunstwerktausch mit Egon Schiele (1890–1918), der 1912 zustande kam. [Vgl. ESDA 3038]

AK, 2023