Traubenstillleben, 1840

In warmes Licht getaucht inszeniert Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865) die augenscheinlich frisch geernteten Weintrauben als natürliches Abbild der Natur. Die Früchte quellen, mit Weinlaub durchsetzt, aus einem geschrägten Flechtkörbchen, das auf einem im Vordergrund angeschnittenen Weinfass mit seinen rostig-rauen Eisenringen und den von der Witterung gezeichneten Holzdauben ruht. Die klebrige Süße der reifen Früchte scheint sinnlich erfassbar und wird vom Schein des spätsommerlichen Lichtes glaubwürdig hervorgehoben. Gekonnt lässt Waldmüller an der vorderen Kante des Fasses ein charakteristisch gekrümmtes Erntemesser über den Rand kragen, um durch den Einsatz von Licht und Schatten seine Könnerschaft in der räumlichen Darstellung unter Beweis zu stellen. Einmal mehr demonstriert Waldmüller, der als Entdecker einer neuen, realistischen Lichtmalerei gilt, seine Fähigkeit, Materialien und Oberflächentexturen glaubwürdig erfassbar zu machen.

MH, 2023