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ONLINESAMMLUNG

Sitzender weiblicher Akt, 1908

Leopold Museum,
Wien
Leopold Museum,
Wien
Leimfarbe (Tempera) auf Leinwand, verso: Tempera auf Leinwand
166×116 cm

Künstler*innen

  • Richard Gerstl

    (Wien 1883–1908 Wien)

Derzeit ausgestellt im OG3
Vor einem Spiegel sitzt ein weiblicher Akt in entspannter Pose. Mit den rundlichen Schultern, den gelockerten Armen und den überkreuzten Füßen entspricht seine Haltung nicht dem verführerischen Ideal. Vielmehr entfaltet sich eine vertraute, unaufgeregte Atmosphäre. Körper und Gesicht des Modells sind nicht detailliert ausgeführt, ebenso bleibt der Hintergrund mit raschen Pinselzügen nur angedeutet. Es handelt sich hier um eines der letzten Gemälde des Malers Richard Gerstl (1883–1908) vor seinem Freitod am 4. November 1908. Der Maler verwendete eine bereits bemalte Leinwand. Auf der Rückseite befindet sich das vollendete Bildnis einer jungen Frau im lichtblauen Kleid und Federhut, das in der Malweise wechselnde Ausprägungen des Pointillismus zeigt. Ist das Modell hier unbekannt, soll es sich nach der Überlieferung bei dem weiblichen Akt auf der Vorderseite um Mathilde Schönberg (1877–1923) handeln. Sie besuchte Gerstl heimlich in seinem neuen Atelier, das er erst am 18. Oktober bezogen hatte. Sowohl die Verwendung einer bereits bemalten Leinwand als auch der Einsatz von Tempera – die viel rascher trocknet als Ölfarbe – und die schnelle Ausführung zeugen von Zeitknappheit und der Sorge, entdeckt zu werden.

Objektdaten

Künstler*in​/Autor*in
  • Richard Gerstl
Titel
Sitzender weiblicher Akt
Alternativer Titel
Rückseite: Bildnis einer jungen Frau im lichtblauen Kleid mit Federhut, 1906
Datierung
1908
Kunst­strömung
Expressionismus
Kategorie
Gemälde
Material​/Technik
Leimfarbe (Tempera) auf Leinwand, verso: Tempera auf Leinwand
Maße
166×116 cm
Nennung
Leopold Museum, Wien, Inv. 648
Inventar­zugang
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literatur­auswahl
  • Richard Gerstl. Inspiration - Vermächtnis, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger u.a., Köln 2019 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 27.09.2019-20.01.2020).
  • Wien 1900. Aufbruch in die Moderne, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger, Wien 2019 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, ab 15.03.2019).
  • Wien 1900. Sammlung Leopold, hrsg. von Diethard Leopold/Peter Weinhäupl, Wien u.a. 2009.
Schlag­wörter

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Provenienz

Provenienzforschung
im Leopold Museum i

Nachlass Richard Gerstl, Wien (1908);
August und Alois Gerstl, Wien (1908-1931); (1)
Neue Galerie, Wien (1931-1954); (2)
Galerie Würthle, Wien (1954-1968); (3)
Familie Kamm, Zug, Schweiz (1968);
Dr. Rudolf Leopold, Wien (1968-1994); (4)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (seit 1994).

  1. Bildvorderseite: Nachlassbestätigung; Otto Kallir, Richard Gerstl (1883-1908). Beiträge zur Dokumentation seines Lebens und Werkes, in: Mitteilungen der Österreichischen Galerie, Jg. 18 (1974), Nr. 62, S. 125.
  2. Kallir, Gerstl, S. 162f u. S. 126f. Dr. Otto Nirenstein erstellt 1931 ein Nachlassverzeichnis, das Bild “Sitzender Frauenakt (Studie)” erhält die Nummer 51. Ankauf von 36 Gemälden von Alois Gerstl.
  3. Kallir, Gerstl, S. 135; Katalog der Secession, Wien 1966, Nr. 17; Kunsthaus Zug, Karteikarte der Galerie Würthle.
  4. Kunsthaus Zug, Karteikarte der Galerie Würthle.

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