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ONLINESAMMLUNG

Selbstbildnis als Akt, 1908

Leopold Museum,
Wien
Öl auf Leinwand
139,3×100 cm

Künstler*innen

  • Richard Gerstl

    (Wien 1883–1908 Wien)

Derzeit ausgestellt im OG3
Vollkommen nackt stellt sich der 25-jährige Maler Richard Gerstl (1883–1908) in diesem Gemälde dar. Aufrechtstehend streckt er seinen Arm der Leinwand entgegen, die im dunklen Bereich rechts vor ihm steht. Er fokussiert mit seinem intensiven Blick direkt die Betrachter*innen. Furios, hitzig und leidenschaftlich ist seine Malweise, der Hintergrund weist gekritzelte Pinseldrehungen auf, der Farbwirbel links unten unterstreicht die innere Unruhe während des Malvorgangs. Der Maler datierte das Bild auf der Vorderseite mit 12. Sept. 1908. Seit der Trennung von Mathilde Schönberg (1877–1923) steckte Richard Gerstl in einer tiefen existenziellen Krise. Die schonungslose Art, in der er sich hier selbst thematisiert, war ein radikaler Akt der Selbstentblößung. Selbstakte waren im Jahr 1908 noch ein absolutes Tabu, sodass dieses Gemälde als eines der ersten nackten Selbstporträts in der mitteleuropäischen Kunstgeschichte gelten darf. Es ist Gerstls erster und zugleich letzter Selbstakt – denn mehr als drei Wochen später beendete er durch Freitod sein Leben.

Genauer betrachtet

Das Kunstwerk erklärt von
Kunstvermittler Markus Hübl

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Objektdaten

Künstler*in​/Autor*in
  • Richard Gerstl
Titel
Selbstbildnis als Akt
Datierung
1908
Kunst­strömung
Expressionismus
Kategorie
Gemälde
Material​/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
139,3×100 cm
Signatur
Dat. re. u.: 12. Sept. 1908
Nennung
Leopold Museum, Wien, Inv. 651
Inventar­zugang
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literatur­auswahl
  • Richard Gerstl. Inspiration - Vermächtnis, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger u.a., Köln 2019 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 27.09.2019-20.01.2020).
  • Wien 1900. Aufbruch in die Moderne, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger, Wien 2019 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, ab 15.03.2019).
  • Wien 1900. Sammlung Leopold, hrsg. von Diethard Leopold/Peter Weinhäupl, Wien u.a. 2009.
Schlag­wörter

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Provenienz

Provenienzforschung
im Leopold Museum i

Nachlass Richard Gerstl, Wien (1908);
August und Alois Gerstl, Wien (1908-1931); (1)
Neue Galerie, Wien (1931-1954); (2)
Galerie Würthle, Wien (1954-1966); (3)
Familie Kamm, Zug, Schweiz (1968); (4)
Rudolf Leopold, Wien (1968-1994); (5)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (1994).

  1. Otto Kallir: Richard Gerstl (1883-1908). Beiträge zur Dokumentation seines Lebens und Werkes, in: Mitteilungen der Österreichischen Galerie, Jg. 18 (1974), Nr. 62, S. 125.
  2. Kallir, Gerstl, 159 u. 126. Dr. Otto Nirenstein erstellt 1931 ein Nachlassverzeichnis, das Bild “Selbstbildnis (Akt in ganzer Figur)” erhält die Nummer 42. Ankauf von 36 Gemälden von Alois Gerstl.
  3. Kallir, Gerstl, S. 135; Katalog zur Biennale in Venedig 1956, Nr. 1, „Autoritratto: Nudo in Piedi, 1908“. Vienna, Galleria Würthle; Katalog der Secession, Wien 1966, Nr. 44.
  4. Archiv des BDA, Ausfuhren AZ 14.339/68, Bescheid vom 20.06.1968.
  5. Archiv des Leopold Museums, Auskunft Leonora Kugler (Kunsthaus Zug) vom 16.07.2019.

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