Zum Inhalt springen
ONLINESAMMLUNG

Selbstbildnis mit hochgezogener nackter Schulter, 1912

Leopold Museum,
Wien
Öl auf Holz
42,2×33,9 cm

Künstler*innen

  • Egon Schiele

    (Tulln 1890–1918 Wien)

Derzeit ausgestellt im OG3
Dieses auf Holz gemalte Selbstbildnis mit hochgezogener nackter Schulter stammt aus dem Jahr 1912. Es gehört zu jenen einprägsamen kleinformatigen Selbstporträts Egon Schieles (1890–1918), die trotz oder gerade aufgrund des begrenzten Formats eine besondere Prägnanz im Ausdruck zeigen. Es ist kein klassisches Porträt, das sich auf den Kopf beschränken würde, sondern die Schulter als eigenartig amorphe Körperausstülpung drängt sich gleichsam als Stellvertreterin des restlichen Körpers ins Bild. Schiele stellt sich in einer zugleich verschweißten als auch dissoziierten Verbindung mit dem eigenen Körper dar. Sein Gesichtsausdruck scheint diese Erkenntnis mit einer Mischung aus ungläubigem Erstaunen und gequältem Aufschrei zu quittieren. Das Individuum ist sich selbst fremd – oder wie Sigmund Freud (1856–1939) es formulierte: „Das Ich ist nicht mehr Herr im eigenen Haus.“ Damit ist ein zentrales Thema der Wiener Moderne benannt: das Individuum, das zum Dividuum – zum Teilbaren – wird; die Krise des Subjekts, das sich nicht mehr als Einheit begreift; die Krise, deren Austragungsort der Körper ist.

Genauer betrachtet

Das Kunstwerk erklärt von
Kuratorin Verena Gamper

Objektdaten

Künstler*in​/Autor*in
  • Egon Schiele
Titel
Selbstbildnis mit hochgezogener nackter Schulter
Datierung
1912
Kunst­strömung
Expressionismus
Kategorie
Gemälde
Material​/Technik
Öl auf Holz
Maße
42,2×33,9 cm
Signatur
Sign. u. dat. re. u. mit Bleistift (geritzt): EGON SCHIELE 1912.
Nennung
Leopold Museum, Wien, Inv. 653
Inventar­zugang
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literatur­auswahl
  • Hundertwasser - Schiele. Imagine Tomorrow, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger, Köln 2020 (Leopold Museum, Wien, 21.02.2020-31.08.2020).
  • Rudolf Leopold: Egon Schiele. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, hrsg. von Elisabeth Leopold, München 2020.
  • Tobias Natter: Egon Schiele, Sämtliche Gemälde 1909-1918, Köln 2017.
  • Wally Neuzil. Ihr Leben mit Egon Schiele, hrsg. von Diethard Leopold/Stephan Pumberger u.a., Wien 2015 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 27.02.2015-01.06.2015).
  • Egon Schiele. Melancholie und Provokation, hrsg. von Elisabeth/Diethard Leopold, Wien 2011 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 23.09.2011–19.04.2012).
  • Jane Kallir: Egon Schiele - The complete works. Expanded edition including a biography and a catalogue raisonné, New York 1998.
  • Otto Kallir: Egon Schiele. Oeuvre Catalogue of the Paintings, New York 1966.
Werk­verzeichnis
  • J. Kallir 1990/1998: P227
  • Leopold 1972/2020: 209
  • O. Kallir 1966: 173
  • Natter 2017: 117
Schlag­wörter

Wenn Sie weitere Informationen zu diesem Objekt haben, kontaktieren Sie uns bitte.

Provenienz

Provenienzforschung
im Leopold Museum i

Galerie Wolfgang Gurlitt, München (vor 1949-1952);
Dr. Rudolf Leopold, Wien (1952-1994); (1)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (1994)

  1. Michael Wladika, Egon Schiele. Selbstbildnis mit hochgezogener nackter Schulter, Dossier vom 16.01.2012, S. 42-44

Sie haben eine Anfrage betreffend Provenienz? Kontaktieren Sie uns.