Otto Rudolf Schatz (1900–1961) wollte durch seine Kunst nicht nur formal überzeugen, sondern sich auch mit den Problemen des Menschseins auseinandersetzen. Um sich bis „in die Mitte des Lebens heranzubohren“, wie er seinem Freund, dem Schriftsteller Viktor Matejka (1901–1993), sagte, versuchte er entweder alle Verkleidung wegzuräumen oder aber die Maskerade so sehr zu unterstreichen, dass man nicht nur den Jammer, sondern auch den Selbstbehauptungswillen derer erkennt, die am Rand der Gesellschaft leben. Im großformatigen
Die Hoffnung, das ursprünglich
Artisten genannt wurde, stellt Schatz vier gänzlich verschiedene Existenzen aus der Welt des Wiener Praters dar. Obwohl sie in der halbnackten Aufmachung der Schaubühne gemalt werden, zeigen sie keine Scham, sondern präsentieren sich stolz und selbstbewusst. Mit der Akribie der Neuen Sachlichkeit gibt Schatz feine Details wieder, beispielsweise den mit Blumen geschmückten, transparenten Spitzenumhang der linken Figur. So klar die Form auch sein mag, so vieldeutig bleibt die Darstellung dieser vier Personen, die oft allegorisch gedeutet wurden, als umschreibendes Abbild der Lebensalter oder der Kontinente, aber auch als Ausdruck der antiklassischen Haltung des Künstlers.
SK, 2019