Porträt Paul Painlevé, 1929

Der gebürtige Kärntner Jean (Hans) Egger (1897–1934) erhielt seine malerische Ausbildung an der Münchner Akademie. Ab 1925 lebte er hauptsächlich in Paris, wo er sich der Porträt- und Landschaftsmalerei widmete. Im Salon von Sophie Clemenceau-Szeps (1862–1937), der in Frankreich verheirateten Schwester von Berta Zuckerkandl-Szeps (1864–1945), fand Egger eine Klientel, die aus hochgestellten Persönlichkeiten bestand. Darunter war der französische Mathematiker und Politiker Paul Painlevé (1863–1933), den der Künstler insgesamt dreimal porträtierte. Als Brustbild dargestellt, erscheint Painlevé in dunklem Anzug vor hellem Hintergrund. Mit expressivem Pinselduktus und pastosem Farbauftrag formuliert Egger die Kleidung. Der emotionale Ausdruck wird durch die detaillierte Beschreibung der Augenpartie hervorgerufen. Grüne Schatten und rote Flecken verlebendigen die Physiognomie, die ernst und nachdenklich wirkt. Nicht das äußerliche Abbild war das Ziel des Expressionismus, sondern die Darstellung eines inneren, geistigen Zustands.

AK, 2022