Georg Kolbe (1877–1947) war einer der erfolgreichsten deutschen Bildhauer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Plastiker verstand sich selbst als „sehr begeisterten Anhänger der Tanzkunst“. Ein Auftritt von Vaslav Nijinsky (1888/1889/1890–1950) in Berlin faszinierte Kolbe so sehr, dass er sich dem tanzenden Körper zuwandte. Seine Interpretation einer Tänzerin – mit ausgestreckten Armen, verinnerlichtem Gesichtsausdruck, überkreuzten Beinen – brachte ihm 1912 den nationalen Durchbruch. Sowohl die Plastik als auch der moderne Ausdruckstanz brechen mit den akademischen Regeln und erarbeiten sich Freiräume an Bewegungsweisen. Das neue Körperbewusstsein der Lebensreformbewegung findet in dieser Bronze eine ausdrucksstarke Entsprechung. 1923 hatte Kolbe in der Wiener Galerie Nebehay eine Einzelausstellung wie auch eine von der Gesellschaft zur Förderung Moderner Kunst veranstaltete Präsentation im Theseustempel.