Ins gedeckte Dunkel einer Abendveranstaltung eingehüllt, verwachsen die drei Damen organisch mit den Rottönen ihrer Loge und beobachten das Geschehen. Ihre Gesichter und Abendroben werfen das zaghaft von außen einfallende Licht zurück. Charakteristisch für Hans Böhlers (1884–1961) Werke, erzeugt das Gemälde durch Abstraktion und Entindividualisierung der Figuren ein Gefühl von Zeitlosigkeit und Unaufgeregtheit. Ähnlich wie in seinem Gemälde In der Reissbar verkörpern die Damen mit Kurzhaarfrisuren den Typus der modernen Großstädterin, die sich ihren Platz im lebendigen Treiben in Cafés, Lokalen und Veranstaltungen in den europäischen Metropolen der 1920er- und 30er-Jahre eroberte. Als Böhler das Gemälde In der Loge 1927 schuf, lebte er in Wien und war mit seinen Beiträgen zu Ausstellungen in der Secession und dem Salon Pisko sowie bei Kunstschauen im In- und Ausland zu einem Fixpunkt der Wiener Moderne geworden.