Frauenrunde, 1922

Durchlässig, zart und von inniger Verbindung geeint, scheinen die fünf Frauenfiguren im Ölgemälde Frauengruppe des Passauer Malers Georg Philipp Wörlen (1886–1954). 1922 aus plastischen Grundformen der trigonometrischen Geometrie wie gedrechselte Holzfigurinen aufgebaut, wirken die Gestalten aus der Zeit gefallen. Etwas Metaphysisches haftet ihnen an. Gesteigert wird der Ausdruck durch den verhaltenen Farbkanon und die lasierenden Materialaufträge, die auf eine vereinfachte Körperlichkeit abzielen. Die von Individualität befreiten Frauenfiguren und die an aufgefächerte Architekturelemente erinnernden Formen im Hintergrund sind im gleichen Modus formuliert. Figuren und Hintergrundkonstruktion verschmelzen zu einer kompositorischen Einheit und schaffen die Wirkung von Allgemeingültigkeit. Wörlen war in freundschaftlichem Austausch mit Künstlerkollegen wie Carry Hauser (1895–1985), mit dem er sich jedoch als überzeugter Nationalsozialist nach der Machtergreifung Adolf Hitlers (1889–1945) entzweite.

MH, 2021