Nicht nur im Titel, auch in Stil und Bildkomposition weisen Hans Böhlers (1884‒1961) Mädchen im Garten und das zwei Jahre später entstandene Bildnis Mathilde Schönberg im Garten von Richard Gerstl (1883–1908) viele Gemeinsamkeiten auf. Gestisch mit dickem Farbauftrag gemalt, schweben die Frauen in weiten Reformkleidern durchs Grün der sie umgebenden Gärten. Die transportierte Stimmung ist allerdings eine völlig andere. Während Mathilde stoisch durch ihre aufwühlende Umgebung schreitet, gleicht das Mädchen vielmehr einer unbeschwert tanzenden Fee. Durch die Blätter der sie umgebenden Bäume erhellt das einfallende Licht einzelne Stellen auf ihrem sich beinahe in Körperlosigkeit durchsichtig auflösenden Kleid. Böhler zitiert in seiner Darstellung das in Wien um die Jahrhundertwende vorherrschende fragwürdige Ideal der „Kindfrau“ bzw. der „femme fragile“.