Ernst Barlach (1870–1938) teilte wie viele Intellektuelle und Künstler die Kriegsbegeisterung der Massen. Er erhoffte sich vom Krieg einen grundlegenden Wandel der starren gesellschaftlichen Verhältnisse und eine Besinnung auf geistige Fragen. Trotz dieser Einstellung blieb er auch zu Kriegsbeginn ein genau beobachtender Künstler, der die grausamen Auswirkungen der Geschehnisse an der Front nachdenklich reflektierte. Die Konzeption des Schwertkämpfers greift auf eine Zeichnung zur Apokalypse aus dem Jahr 1912 zurück. So wie diese scheint auch Der Rächer mit seinem weit nach vorne geschobenen Oberkörper die Gesetze der Schwerkraft aufzuheben. Die scharfkantigen geometrischen Formen, aus denen sich die Figur zusammenfügt, zeigen, dass sich Barlach auch mit den neuen Gestaltungsprinzipien des Kubismus und Futurismus auseinandergesetzt hat. Der lange Mantel des Rächers baut sich aus Dreiecksformen auf, deren Kanten wie Strahlen zum Kopf hinführen und der Figur eine dynamische Vorwärtsbewegung verleihen. Im Gegensatz zur aggressiven Energie des Körpers steht der Ausdruck des Gesichts, in dem nicht Entschlossenheit, sondern nachdenkliches Zögern zu sehen ist.