Totenmaske von Egon Schiele, abgenommen von Gustinus Ambrosi, 1918 (Abguss 1967)

Die Gipsmaske zeigt die letzten Gesichtszüge von Egon Schiele (1890–1918). Er starb am 31. Oktober 1918 in den Morgenstunden im Alter von 28 Jahren. Sein früher Tod war durch die in Wien grassierende Spanische Grippe verursacht worden, an der drei Tage zuvor seine im sechsten Monat schwangere Frau Edith verstorben war. Zu diesem Zeitpunkt war der gehörlose Gustinus Ambrosi (1893–1975) ein aufstrebender Bildhauer. Er hegte große Wertschätzung für die Malerei von Schiele, den er in einem Brief als „Raffael der Expressionisten“ bezeichnete. Zur persönlichen Bekanntschaft kam es jedoch nicht mehr. Doch es gelang Ambrosi, dass er nach der Nachricht vom Tod des jungen Malers hinausging und eigenhändig am 2. November 1918 Schieles Totenmaske abnahm. Von der Originalmaske wurden drei Abgüsse angefertigt, die ihrerseits wieder vervielfältigt wurden, und die die Erinnerungskultur an Schiele bis heute prägen.

AK, 2021