Armlehnsessel für das Speisezimmer in der Wohnung Wagner, Köstlergasse 3, 1898/99

Otto Wagners (1841–1918) Wohnung in Wien-Mariahilf befand sich im Hochparterre eines Mietshauses, das an die beiden wesentlich spektakuläreren Wohn- und Geschäftsgebäude an der linken Wienzeile angrenzt; Wagner agierte als planender Architekt und Bauherr in Personalunion. Das holz- und marmorvertäfelte Badezimmer mit gläserner Badewanne als Hauptattraktion der Wohnung entsprach den höchsten Hygienestandards der damaligen Zeit. In der Ausgestaltung des Schlafzimmers bevorzugte Wagner floral gemusterte Textilien, während die anderen Räume eine Wandtapezierung mit weiß-violettem Streifenmuster bekamen. Dies erzeugte im Speisezimmer eine besonders stringente Wirkung, da auch die Wandbehänge gestreift waren und die Stuckatur an der Decke aus Kanneluren bestand. Auf das Streifenmotiv griff schließlich Wagner auch mit den vertikalen Sprossen an den Rückenlehnen der Sessel für das Speisezimmer zurück. Ein weiteres Spezifikum dieses Teils der Möblierung waren kreisrunde Perlmutteinlagen, die wie Schraubenköpfe wirken, jedoch keine sind. Ein Sessel dieses Typus mit Lederbezug wurde 1900 auf der VIII. Ausstellung der Wiener Secession präsentiert.

IR, 2021