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ONLINESAMMLUNG

„Das Grausen“, um 1902

Leopold Museum,
Wien
Tusche, Feder, laviert, Spritztechnik auf Katasterpapier
32,6×31,1 cm

Künstler*innen

  • Alfred Kubin

    (Leitmeritz/Litoměřice 1877–1959 Zwickledt)

Leider derzeit nicht ausgestellt
Blankes Grauen und lustvollen Schauer hervorrufend, operiert Alfred Kubin (1877–1959) souverän mit archetypischen Urängsten und zelebriert in seiner albtraumhaften Schreckensvision die Faszination für das Groteske und – so auch der Titel des Werkes – Das Grausen. Aus trichterförmigem Strudel der tosenden See ragt mit sehnigem Hals und breitem zahnlückigem Grinsen ein Totenkopf ähnliches Haupt aus den Fluten, um ein devastiertes, sich aufbäumendes Schiffchen zu bedrohen, das schräg aus dem linken unteren Bildeck ragt. Der Mast ist bereits geborsten und kragt wie ein Zahnstocherstumpf aus dem kahlen Deck. Sein Kiel trägt eine wikingerschiffartige Vogelhauptsilhouette, die direkt mit dem monströsen Ungeheuer in Dialog zu treten scheint. Zwei winzige menschliche Figuren an der Rehling scheinen dem Entsetzlichen trotzen zu wollen: Vom Sturm gezaust mit geblähten Mänteln blicken sie dem Monströsen ins gebleckte Grinsen. Aus der linken knöchernen Augenhöhle des grauenhaften Monstrums ragt ein ins Unermessliche angeschwollener blasiger Augapfel, der mit starr löchriger Pupille die dem Schrecken ausgesetzten winzigen Figuren anzustarren scheint. Mit hell-dunkel-Kontrasten und diagonal geschwungem, ins quadratische Format gesetztem leuchtendem Gischt-Band zwischen ruhiger See im Hintergrund und sich strudelförmig formierenden und schräg aufbäumenden Wassermassen im Vordergrund schafft Kubin gekonnt kochende Dynamik. Die 1902 entstandene furchterregende Szene zählt zu den frühen Werken des jungen Grafikers und Zeichners, der sich bereits in jungen Jahren mit seinen furchterregenden Visionen einen Namen zu machen vermochte.

Objektdaten

Künstler*in​/Autor*in
  • Alfred Kubin
Titel
„Das Grausen“
Datierung
um 1902
Kunst­strömung
Symbolismus
Kategorie
Grafik
Material​/Technik
Tusche, Feder, laviert, Spritztechnik auf Katasterpapier
Maße
32,6×31,1 cm
Signatur
Sign. re. u. mit Tusche: Kubin; bez. Mi. u. mit Bleistift: Das Grausen.
Nennung
Leopold Museum, Wien, Inv. 879
Inventar­zugang
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literatur­auswahl
  • Alfred Kubin. Bekenntnisse einer gequälten Seele, hrsg. von Hans-Peter Wipplinger, Köln 2022 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 16.04.2022–24.07.2022).
  • Alfred Kubin. Aus meinem Reich. Meisterblätter aus dem Leopold Museum, hrsg. von Rudolf Leopold/Romana Schuler, Wien 2002 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien, 05.10.2002-06.01.2003).
Schlag­wörter

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Provenienz

Provenienzforschung
im Leopold Museum i

Galerie Wolfgang Gurlitt, München (o.D.);
Karl Ruhs, Landshut (vor 1964-1981); (1)
Dr. Rudolf Leopold, Wien (nach 1980-1994); (2)
Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (1994).

  1. Hans Albert Peters (Hrsg.), Alfred Kubin. Das zeichnerische Frühwerk bis 1904, Stuttgart 1977, S. 220, Nr. 60 (Abb. S. 221); Bayerische Akademie der Schönen Künste, Katalog zu “Gedächtnisausstellung Alfred Kubin. 1877-1959”, München 1964, S. 56, Nr. 18; Karl Arndt (Hg.), Alfred Kubin. Mappenwerke, Bücher, Einzelblätter aus der Sammlung Hedwig und Helmut Goedeckemeyer, Göttingen 1980, S. 43f., Nr. 1.12.
  2. Archiv des Leopold Museums, Schreiben von Karl Ruhs mit Ausstellungs- und Literaturangaben an Dr. Rudolf Leopold vom 11.06.1979

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