In köstlichem Spiel mit Exaltation und märchenhafter Zuspitzung lässt der österreichische Zeichner, Grafiker und Illustrator Alfred Kubin (1877–1959) in seiner Zeichnung mit dem Titel Dame mit Spitzenhöschen eine lediglich in dunklen plissierten Pluder-Kniehosen, die in Vollants enden, und einem ebenfalls gerüscht auslaufenden knappen Mieder gekleidete Frauenfigur in schreitender Haltung im Mittelgrund des Blattes posieren: Sich mit nach hinten gerecktem rechtem Arm auf einen eleganten zierlichen Stock mit rosa kugeligem Schmuck abstützend, hohlkreuzig die rechte nackte Brust zeigend, während sie auf winzigen bläulichen Schühchen balancierend mit voluminöser blau schimmernder Haarpracht aus dem Bildraum in die Ferne zu blicken scheint. Die manierierte Figur ist mittig auf einer kleinen Kuppe, einer mit blühenden Krokussen oder Herbstzeitlosen übersäten Wiese positioniert. Ein Busch, eine sanfte Hügelkette und nebelschwadenartiger Dunst bilden den Hintergrund. Aus dem Vordergrund herauswachsend, blickt den Betrachter/*innen ein weißer, sonderbar verzerrter Pudel unvermittelt entgegen. Vor ihm stehen dicht beisammen aufgeblühte Schwertlilien. Kubin erweist sich einmal mehr als brillanter Erzähler: Mit zartem, feinem Bleistiftstrich verleiht er seiner Schilderung rätselhafte, atmosphärische Dichte.