Zwischen Hausfassade und Baumallee bewegt sich eine Kutsche direkt auf die Betrachtenden zu. Schwarze Pferde und ein Kutscher mit schwarzer Kleidung und Hut erzeugen die Vorstellung einer Begräbniskutsche, die sich im Schatten der Bäume befindet. Das Motiv und die Reduzierung auf wenige Farbtöne vermitteln ein Gefühl der Verdüsterung und Bedrückung. Der Maler Wilhelm Thöny (1888–1949) hielt sich in den 1920er-Jahren in seiner Geburtsstadt Graz auf. Aufgrund der Eindrücke als Frontzeichner im Ersten Weltkrieg und seiner Sensibilität für die besorgniserregenden Vorgänge in der Zeit danach, entwickelte er einen Hang zu düsteren Szenen. Im wässrig-luftigen Farbauftrag des Aquarells stellt sich eine Mischung aus Schwere und Leichtigkeit ein, die angesichts der symbolhaften Gegenwart des Todes zu innerer, psychischer Berührung führt.
Eingebracht in die Leopold Museum-Privatstiftung 1994
Literaturauswahl
Verborgene Schätze der österreichischen Aquarellmalerei, hrsg. von Rudolf Leopold/Franz Smola, Wien 2010 (Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien 05.03.2010-24.05.2010).