In puncto Radikalität sind Josef Hoffmanns (1870–1956) Möbelentwürfe aus der Zeit um 1905 kaum zu überbieten. Dem modernistischen Anspruch, Form und Funktion als eine Einheit aufzufassen, wird im vorliegenden Fall Nachdruck verliehen, indem glatte weiß lackierte Flächen zwangsläufig mit Pflegeleichtigkeit und Sauberkeit assoziierbar sind. Tür- und Schubladengriffe mit integrierten Schlössern sind auf schlichte Quadrate und Rechtecke aus Messing reduziert. Der Türflügel über den Schubladen schwenkt nach vorne auf und kann somit als Ablagefläche dienen. Über die Umstände der Entstehung dieses Möbelstückes herrscht Unklarheit. Vergleichbare Elemente sind jedenfalls auch in den Interieurstudien aus Hoffmanns Klasse an der Kunstgewerbeschule zu finden – etwa in jenen von Carl Witzmann (1883–1952), die auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 präsentiert wurden.