Heimkehrende Mutter mit Kindern, 1863

Das Ölgemälde Heimkehrende Mutter mit Kindern von Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865) sucht den Effekt beim Publikum: Schon allein dadurch, dass die Betrachtenden des Gemäldes im dunklen Inneren einer ärmlichen Hütte zu denken sind, deren geöffnete Türe die zentrale Szene rahmt und den Blick in eine hell ausgeleuchtete bergige Landschaft freigibt, wird ein überraschender Betrachtungsstandpunkt gewählt. Umringt von ihren Aufmerksamkeit suchenden Kindern und auf dem Rücken beladen mit Heu und dem Jüngsten steigt eine Mutter über die Schwelle. Dabei kommt sie den Betrachtenden direkt entgegen, das lächelnde, wohlgenährte Kind über ihrem Kopf nimmt mit seinem Gegenüber direkten Blickkontakt auf, auch die Mutter lächelt. Für wohlhabende Städter gemalt, zeigt Waldmüllers Gemälde, das in der letzten Phase der Biedermeiermalerei im Jahr 1863 entstanden ist, die beschwerliche Situation der Landbevölkerung in einer gefälligen Idealisierung, der es zu misstrauen gilt.

MK, 2021